Sand – Zeitzeuge

Wenn Sie sich am Strand entspannen und ein Sandkorn ins Auge geblasen bekommen und versuchen, es heraus zu bekommen, sind Sie sich dessen bewusst, dass Sie eine geologische “Antiquität” zwischen den Fingern halten? Höchstwahrscheinlich nicht...

Der meiste Sand entsteht durch physische und chemische Auswaschung von Steinen magmatischen oder metamorphen Ursprungs (Granit), von welchem winzige Kristalle abgelöst werden. Schwerkraft, Wind und Wasser transportieren, mischen und brechen diese Kristalle und ihre Ecken und Kanten werden während ihrer Reise abgerundet. Je länger der Weg desto mehr werden sie abgerundet. Nachforschungen haben ergeben, dass es tausende von Meilen (!) braucht, um ein durchschnittlich großes Sandkorn abzurunden.

Erosion der Kontinente ist der Hauptlieferant für Sedimente und gelöste Mineralien, welche später durch die Aktion von Mikroorganismen abgelagert werden. Eine andere Quelle gelöster Mineralien sind die hydrothermalen Reaktionen am Meeresriff, wo der junge heiße Basalt durch den Kontakt mit dem Meereswasser ausgelaugt wird. Vulkanpartikel sind im Meer meist als Ascheschichten zu finden.

Ein Teil der gelösten Mineralien werden von Mikroorganismen benutzt, um ihre organischen Anteile aufzubauen und werden als Sediment nach ihrem Tod zurückkehren. Der überwiegende Teil wird zum Umhüllen von mikroskopisch kleinen Tieren und Pflanzen genutzt. Sie stellen ungefähr 40% des Meeressediments dar.

Es gibt verschiedene Arten von Sand. Der feine weiße Sand der Koralleninseln stammt von zerstoßenen Korallenskeletten und ist Kalziumkarbonat (CaCO3). Berühmt sind die grünen Strände von Hawaii, welche von dem vulkanischen Material Olivin kommen (auch Lanzarote hat einige dieser Strände). Erodierter Basalt ergibt schwarzen Sand und es gibt einige sehr seltene Strände mit rosa Sand. Der größte Teil des Sandes besteht aus Quarz (Siliziumdioxid) aufgrund seiner Häufigkeit, seiner Härte (7 auf der Mohs’s Skala) und seiner chemischen Resistenz.

Der Hauptanteil des Sandes entsteht aus Sandgestein und ist durch mehrere Erosionszyklen gegangen: der Sand wird abgelagert, dann wird er von anderen Sedimenten bedeckt, wird durch das Gewicht komprimiert und die Körner bilden Klumpen durch Einfluss von klebende Komponenten (Diagenese). Wenn tektonische Bewegungen das komprimierte Material an die Oberfläche bringen, wird es Erosionskräften ausgesetzt, die die Körner freisetzen und so werden sie auf ihrem nächsten Transport weiter abgerundet. Sogar wenn wir für einen Zyklus 200 Millionen Jahre veranschlagen, dann kann diese schön gerundete Sandkorn, dass Sie zwischen den Fingern halten, locker 10 solcher Zyklen durchgemacht haben und könnte so die Hälfte der Erdgeschichte bezeugen (2 Milliarden Jahre)!

Dr. A. Lüdeking

Michel